Wie immer gab es auch dieses Jahr einen Coverposing Wettbewerb, um den Deutschen Rollenspielpreis zu feiern.
Beim Coverposing Wettbewerb mitzumachen geht ganz einfach: Man sucht sich ein Rollenspielbuch aus, und stellt dann – alleine oder mit Freunden – das Cover nach. Ob man sich dafür perfekt ausstaffiert oder alles mehr oder minder gekonnt improvisiert bleibt einem selbst überlassen. Wir fotografieren euch (und helfen euch auch, die Perspektive möglichst gut zu treffen) und haben einen Haufen Preise dabei, die wir an die Sieger verschenken.
Auf der Abschlussveranstaltung werden die Bilder regelmäßig gefeiert – und wir stellen den die Sieger vor!
Alle Bilder wurden von Woody geschossen. Anklicken, um sie in voller Pracht zu bewundern!
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Vielen Dank an alle Teilnehmer! Wir hatten viel Spaß, das Publikum hatte ganz erkennbar viel Spaß – und hoffentlich hattet ihr auch viel Spaß. Wir sehen uns 2019!
Beste Erweiterung: FATE – Scherbenland (Judith und Christian Vogt)
Zu Beginn eine Anekdote aus der Jury-Diskussion: Fast jeder interne Beitrag über Scherbenland begann mit den Worten „Ich bin zwar kein Fan von Fate, ABER…“, und dann folgten Argumente, warum Judith und Christian Vogts Setting-Vignette überraschend eindeutig als das charmanteste und innovativste Produkt der diesjährigen Auswahlliste wahrgenommen wurde, zumal das Büchlein selbst schön aufgemacht und gut zu lesen ist.
Scherbenland ist schmal und offenbar mit geringem Budget hergestellt, ballt auf seinen 87 Seiten jedoch ein fantastisches, unverbrauchtes Setting: Rollenspiel in (einer Fantasy-Variante von) Mütterchen Russland, zur Zarenzeit, zur Zeit von vielen Klassikern der Literatur, ist ein erfreulich unbetretener Pfad. Hier finden wir kulturelle und historische Eigenheiten, die in anderen Spielen maximal in kleinen Regionalbeschreibungen am Rande erwähnt werden, hier aber der Fokus sind. Und in dieser Mischung einfach Spaß machen. Mit ein wenig historischem Wissen über die passenden Epochen kann der Hintergrund sehr einfach „aufgefüllt“ werden und so zu einem sehr umfassenden Spielhintergrund werden.
Besonders gut wusste der Aufbau zu gefallen: Man hat das Gefühl, schon nach den ersten 11 gelesenen Seiten problemlos eine Kampagne in den Beiden Reichen leiten zu können. Hier zeigt sich, dass Fate mit seiner typisch ökonomischen Art der Settingbeschreibung gegen weit mächtigere Produkte bestehen kann. Auch die weiteren Seiten sind voll von guten Ideen, die man als einzelne Module einbauen kann, aber nicht muss. Neben Hintergrund und Regeln sind sogar Archetypen, eine Landesbeschreibung und ein Szenario zu finden. Die Erweiterungen auf Basis von Fate Core tragen dieses Setting auch auf Regelebene und beweisen, wie vielseitig Fate sein kann.
Der Text ist gut gegliedert und sehr gut lesbar. Beim Lesen bekommt man als SL und Spieler gleichermaßen viele Ideen für eine Runde bzw. einen Charakter. Es macht also Lust darauf in diesem Setting zu spielen.
Und dass so viele nicht-Fate-Spieler dieses Büchlein zum Favoriten erkoren haben, stellt die Leistung der Autoren unter Beweis, ein wirklich universell einsetzbares Setting-Buch geschaffen zu haben, das natürlich mit Fate, aber auch (beispielsweise) mit Swords & Wizardry oder Cthulhu bespielt werden kann.
Und trotzdem unterstreicht dieses Buch auch eine Stärke des Systems Fate, bzw. der Fate-Community: Die Abenteuerwelten-Reihe stellt herausragende, ungewöhnliche Kleinstsettings vor, die zumeist von Autoren geschrieben werden, die für ihr jeweiliges Sujet brennen – und die mit Leichtigkeit größere, durch Design-by-Commitee entstandene, umfassendere Spielwelten in die Schranken weisen.
Die Jury ist sehr gespannt, was aus dieser Richtung noch kommen mag.
„Skandinavien ist das neue Schwarz.“ Rollenspiele aus dem Hohen Norden sind momentan der letzte Schrei, und so nimmt es nicht Wunder, dass diese Strömung mit Symbaroum auch den Deutschen Rollenspielpreis erreicht – und überzeugt.
Der Einstieg, nein, der Sog in das Buch ist natürlich die mystisch-verzauberte Grafik, die eine archaische und zutiefst rätselhafte Welt zeigt und gleichermaßen von skandinavischen Märchen wie auch Hayao Myazaki (Prinzessin Mononoke!) inspiriert ist.
Concept Art, gerne mit hastig hingeworfenen Farbflächen, die sich nur in Andeutungen ergehen, bewirbt sich hier erfolgreich als die ideale Illustrationsform für Rollenspiele. Denn im Rollenspiel geht es nicht um die Vision des Autors oder Weltendesigners. Es geht um die Vision der Spieler. Statt Iconics oder Metaplotcharakteren, von denen man Namen und jede Stirnfalte kennt, sollten die Helden der Spieler im Mittelpunkt stehen. Concept Art schafft den Spagat zwischen Stimmung, die nötig ist, um ein Setting zu beschreiben, und Projektionsflächen für die vielfältigen, noch unbekannten Helden der künftigen Spieler. Hier fühlt sich gerade die undefinierte Natur, die ungenaue Architektur, die nicht erkenn- und zählbaren Gürtelschnallen an den Archetypen „richtig“ an.
Der Stil ermutigt die Spielleiter, die Angebote der Autoren anzunehmen und sich trotzdem das Setting zueigen zu machen, die Welt selbst zuende zu erfinden. Das ist ein lange überfälliger Kontrapunkt zu den „in Stein gemeißelten“ offiziellen Settings, die einen Rattenschwanz von nicht minder offiziellen Merchandise-Nebenprodukten nach sich ziehen.
Symbaroum überzeugt mit seinem dichten, fantastischen Weltenfeeling: Eine tiefe Geschichte der Welt, die an den Herrn der Ringe erinnert, aber weniger schwarz-weiß ist. Die Schatten der Welt und die schleichende Korruption der Charaktere sind wesentliche Bestandteile einer Symbaroum-Kampagne. Während für viele Rollenspiele die Leinwand nicht groß und bunt genug sein kann, fasziniert Symbaroum mit lokaler Begrenzung. Die kleinere Bühne hier präsentiert sich wesentlich stringenter, dichter und spannender als so manches Kontinente umspannende Setting.
Regelseitig ist Symbaroum ein solides System klassischer Bauart, und doch ganz en vogue mit seinem „Nur die Spieler würfeln“, und bewegt sich dabei gerade noch so weit innerhalb des gewohnten Rollenspiels, dass traditionelle Spieler nicht verschreckt werden. Die Regeln sind schlank und griffig und trotzdem nicht flach. Die Einbindung von Schatten und Korruption ist regeltechnisch gut gelungen, was die Folgen der eigenen Entscheidungen deutlich spürbar macht. Kurz: Symbaroum ist die stetige Gratwanderung zwischen dem Erreichen deiner Ziele und den Methoden, die man dafür einzusetzen bereit ist. Das macht es zu einem erwachsenen Rollenspiel.
Diese Kombination hat gleich bei mehreren Jurymitgliedern sofort Lust auf Charakterbau und Losspielen gemacht.
Der Sprawl, Neon Edition, von Hamish Cameron und Lillian Cohen-Moore, übersetzt von Carsten Damm, Uhrwerk-Verlag/Pro-Indie
Symbaroum – Grundregelwerk, von Martin Bergström, Mattias Jonsson, Anders Lekberg, Mattias Lilja und Johan Nohr, übersetzt von Daniel Schumacher, Prometheus Games
Ultima Ratio – Im Schatten von MUTTER: Regelwerk 2.0, von Nikolas Tsamourtzis, Heinrich Tüffers Verlag
Ergänzungsbände
7te See: Piraten-Nationen, Mark Diaz Truman, John Wick u.a., übersetzt von Manfred Sanders, Pegasus Spiele
Call of Cthulhu: Grand Grimoire der Mythos-Magie von Mike Manson, mit deutsch-sprachige Ergänzungen von Heiko Gill, übersetzt von Heiko Gill und Frank Heller, Pegasus Spiele
Scherbenland, von Judith und Christian Vogt, Selbstverlag
Der Preis wurde am 10.06.2018 auf dem Nordcon in Hamburg überreicht.
Ich danke Ron für die tollen Banner. Ein Klick führt zu einer Version der Banner in höherer Auflösung. Die Banner können und dürfen gerne für die Berichterstattung über den Preis verwendet werden.